Martin Wolf, katholische Kirche: Wenn das Unsägliche plötzlich sagbar wird. (Verkündigungssendung) „Das sagt man nicht“. Ein Satz, den ich manchmal zu meinen Kindern gesagt habe als sie klein waren. Sie sollten begreifen, dass kein Wort ohne Folgen bleibt. Dass oft ein einziges Wort ausreicht, um Menschen zu erniedrigen und herabzuwürdigen und Beziehungen zu zerstören. Meine Kinder sind inzwischen groß und ich freue mich, dass sie heute achtsam mit der Sprache umgehen. Dass sie ein Gespür dafür haben, was geht und was nicht. Denn was „man“ sagt und was nicht ist alles andere als klar. Es gibt keine schwarze Liste verbotener Wörter, die man sich herunterladen und auswendig lernen kann. Für mich ist aber eine Grenze überschritten, wenn Sprache benutzt wird um Menschen zu entwürdigen und abzuwerten, egal, wer sie sind und woher sie kommen. Doch was ist, wenn die Grenzen einfach verschoben werden? Wenn das, was gestern noch unsäglich war, plötzlich sagbar wird? Weil es auch von manchen Politikern einfach immer wieder gesagt und über Medien verbreitet wird? Und es dann eines Tages plötzlich ganz normal erscheint, über bestimmte Menschen abfällig zu reden oder zu hetzen? Weil sie anders aussehen oder anders glauben. Weil sie einen Bart tragen oder eine krumme Nase haben. Oder weil sie schlicht eine andere Meinung vertreten. Ich wünsche mir, dass denen noch viel öfter widersprochen wird, die Sprache missbrauchen, um Hass zu verbreiten. Und dass immer wieder öffentlich klar wird: „Das geht nicht und das sagt man nicht“. Und für die anderen, die es einfach gedankenlos nachplappern, hat der Berliner Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch einen Rat, der sich so ähnlich schon in der Bibel findet: „Überleg dir, …, ob du möchtest, dass man so über dich spricht, dass man so mit dir spricht - wenn nein, dann überleg dir eben eine andere Art zu sprechen.“
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